Traditionell wird an Maria Himmelfahrt (15. August) der Kräuterbusch gesegnet und es war immer ab diesem Zeitpunkt die heilkräftigste Zeit um bestimmte Kräuter für den Kräuterbusch zu sammeln. Die Sammelzeit endete um den 08.September.
Durch
regionale Unterschiede und Änderungen im Wetter kommt es aber zunehmend zu
Verschiebungen in der Zeit des Sammelns. So ist es dieses Jahr so, daß fast
alle Pflanzen des Kräuterbuschen hier schon geerntet werden konnten.
Eine
Pflanze die immer vorher gesammelt werden sollte, ist das Johanniskraut.
Diese hat ihre stärkste Heilkraft um die Sonnenwende, am 21.06. bzw. am
Johannistag, den 24.06. Die Königskerze, die Labkräuter und der
Frauenmantel können ebenso schon ab Johanni gesammelt werden. Pflanzen wie Alant, Beifuß,
Schafgarbe u. a. folgen dann ab Mitte
Juli - August.
Das
Kräuterbüschel besteht aus einer bestimmten Anzahl von Kräutern. Er kann 7, 9, 12, 77 oder 99 Kräuter
beinhalten.
Die
Zahl 7 ist u. a. christlichen Ursprungs und bedeutet eine Kombination der
göttlichen Trinität (die drei der
Himmel) mit den vier irdischen Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft. In ihr ist
geistliches und weltliches vereint. Sie bedeutet Sicherheit, Heilung und
Vollständigkeit. Es gibt auch die 7 Schöpfungstage, 7 Tage in der Woche, 7 Töne
einer Tonleiter.
Die
Zahl 9 entspricht der Zahl der Vegetation und ist auch eine Verstärkung der
Zahl 3. Sie bedeutet auch das Ganze, das irdische Paradies, Anfang und Ende.
Die
Zahl 12 bedeutet einen vollständigen Zyklus, 12 Monate,
12
Stunden des Tages und auch der Nacht.
Die
Zahl 77 ist eine Verstärkung der 7.
Die
Zahl 99 bedeutet im Alten Testament ein symbolisches Alter und ist eine
Verstärkung der Zahl 9.
Die
Auswahl der Kräuter für den Kräuterbusch hat immer eine besondere Bedeutung. Es
ist auffällig, dass es sich dabei auch um alte Zauberpflanzen handelt, die
besonders zum Wettermachen oder als Gegenzauber verwendet wurden.
In
der Mitte des Büschels thront stets die Königskerze.
Um
sie herum sind die anderen Pflanzen gruppiert. Je nach Landschaft und
Jahrhundert waren das:
Alant, Beifuß,
Johanniskraut, Schafgarbe,
Tausendgüldenkraut,
echtes Eisenkraut, Mariengras
Darüber
hinaus können es sein:
Baldrian,
Echtes Labkraut, Kamille, Klee, Mädesüß, Odermennig,
Oregano, Rainfarn, Ringelblume
und
Gartenkräuter wie Dill, Fenchel,
Rosmarin, Salbei, Thymian, Pfefferminze sowie
verschiedene Getreidearten.
Zur
Dekoration werden in neuerer Zeit hin und wieder auch Blumen wie Dahlien und Rosen mit eingebunden.
Die
Zusammensetzung des „Neunundneunziger“ ist nicht mehr so bekannt.
Hier
kamen zu oben genannten noch Kunigundenkraut,
Eberraute, Raute, Türkenbund, Farnkraut,
Dornige Hauhechel hinein.
Alle
gesammelten Kräuter werden an Maria Himmelfahrt, am 15. August entweder christlich oder mit dem Rauch von Salbei gesegnet und dann
in Haus und Stall meist am Dachboden oder im Herrgottswinkel angebracht. Dort
sollen sie vor Blitzschlag schützen. Übers Bett gehängt soll das Eheglück
behütet werden.
Früher
wurde sie auch gegen eine mögliche Verzauberung des Viehs genutzt, um Gewitter
abzuwenden und für eine gute Ernte.
Insgesamt
soll der Kräuterbusch vor Unheil und Krankheit bewahren.
Aus
ihm können Tees zu Heilzwecken bereitet werden. Darüber hinaus wird er zum
Räuchern genutzt.