Seit alters her haben Menschen sich mit dem Geist der Pflanzen verbunden, sie zu Hilfe genommen um Beschwerden zu lindern, zu heilen und zu segnen. Zu unterschiedlichen Jahreszeiten und Jahreskreisfesten wurden spezielle Pflanzen genommen, die zu diesem Zeitpunkt ihre stärkste Wirkung hatten oder ihren Platz im Jahreslauf.
An
dieser Stelle wollen wir uns mit der Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt
beschäftigen. Diese ist zum einen aus
dem alten keltischen Fest Lughnasadh*/Schnitterfest, hervorgegangen, dass
bereits Anfang August gefeiert wird. Zum anderen reichen die Wurzeln dieses
alten Brauchtums aber noch viel weiter zurück. Der Beginn ist jedoch unbekannt.
Zur
Erklärung Lughansadh: Es wurde auch Fest des ersten Kornschnittes oder Fest des
ersten Brotes genannt. Aus dem frisch geschnittenen Korn wurden die ersten
„neuen“ Brote gebacken, meist in Form einer Sonne oder einer Spirale. Durch sie
gibt sich der Kornkönig Lugh hin, um die Menschen zu nähren.
Die
Zeit der Kräuterweihe und des Sammelns (mit einigen Ausnahmen) beginnt mit der Weihe eines Kräuterbüschels am Abend des 15. August (Maria Himmelfahrt) und
endet um den 08.September. Dies kann im Rahmen einer kirchlichen Segnung geschehen.
Wer dazu keinen Zugang hat, segnet die Kräuter im Rauch von Salbei und bindet dies
in ein Ritual ein.
Eine
Pflanze die z. B. vorher gesammelt werden sollte, ist das Johanniskraut. Diese
hat ihre stärkste Heilkraft um die Sonnenwende, am 21.06. bzw. am Johannistag,
den 24.06. Ebenso können die Königskerze, die Labkräuter und der Frauenmantel
schon ab Johanni gesammelt werden. Pflanzen wie Alant, Beifuß, Schafgarbe u. a.
können dann auch im August gesammelt werden.
Durch
unterschiedliche klimatische Einflüsse und durch Veränderungen des Wetters
sowie der jeweiligen Region, variiert die Sammelzeit immer etwas. Wichtig ist,
dass die Pflanzen noch voll in der Blüte sind, also ihre volle Kraft haben.
Wichtig
beim Sammeln sind auch die innere Einstellung und der Sammelzeitpunkt. Möglichst
trocken und sonnig sollte es sein. Erntezeit für Blüte und Kraut ist im Laufe
des Vormittags bis mittags. Der frühe Morgen ist weniger geeignet, da die
Pflanzen teilweise nass vom Tau sind.
Das
Kräuterbüschel besteht aus einer bestimmten Anzahl von Kräutern. Er kann 7, 9, 12, 77 oder 99 Kräuter
beinhalten.
Die
Zahl 7 ist u. a. christlichen Ursprungs und bedeutet eine Kombination der
göttlichen Trinität (die drei der
Himmel) mit den vier irdischen Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft. In ihr ist
geistliches und weltliches vereint. Sie bedeutet Sicherheit, Heilung und
Vollständigkeit. Es gibt auch die 7 Schöpfungstage, 7 Tage in der Woche, 7 Töne
einer Tonleiter.
Die
Zahl 9 entspricht der Zahl der Vegetation und ist auch eine Verstärkung der
Zahl 3. Sie bedeutet auch das Ganze, das irdische Paradies, Anfang und Ende.
Die
Zahl 12 bedeutet einen vollständigen Zyklus, 12 Monate,
12
Stunden des Tages und auch der Nacht.
Die
Zahl 77 ist eine Verstärkung der 7.
Die
Zahl 99 bedeutet im Alten Testament ein symbolisches Alter und ist eine
Verstärkung der Zahl 9.
Die
Auswahl der Kräuter für den Kräuterbusch hat immer eine besondere Bedeutung. Es
ist auffällig, dass es sich dabei auch um alte Zauberpflanzen handelt, die
besonders zum Wettermachen oder als Gegenzauber verwendet wurden.
In
der Mitte des Büschels thront stets die Königskerze.
Um
sie herum sind die anderen Pflanzen gruppiert. Je nach Landschaft und
Jahrhundert waren das:
Alant, Johanniskraut, Beifuß,
Schafgarbe,
Frauenmantel Tausendgüldenkraut, Brennnessel,
echtes Eisenkraut.
Darüber
hinaus
Wiesenknopf,
Kamille, Thymian,
Baldrian,
Odermennig, Klee, Dost, Mädesüß, Ringelblume
und
Gartenkräuter wie Salbei, Dill,
Pfefferminze sowie verschiedene Getreidearten.
Zur
Dekoration werden in neuerer Zeit hin und wieder auch Blumen wie Dahlien und Rosen mit eingebunden.
In
der christlichen Symbolik verkörpert die rote Rose das Blut Christi.
Die
Zusammensetzung des „Neunundneunziger“ ist nicht mehr so bekannt.
Hier
kamen zu oben genannten noch Kunigundenkraut,
Eberraute, Rainfarn, Raute, Türkenbund, Farnkraut, Hauhechel hinein.
Alle
gesammelten Kräuter werden am 15. August geweiht und dann in Haus und Stall
meist am Dachboden oder im Herrgottswinkel angebracht. Dort sollen sie vor
Blitzschlag schützen. Übers Bett gehängt soll das Eheglück behütet werden.
Früher
wurde er auch gegen eine mögliche Verzauberung des Viehs genutzt, um Gewitter
abzuwenden und für eine gute Ernte.
Insgesamt
soll der Kräuterbusch vor Unheil und Krankheit bewahren.
Aus
ihm können Tees zu Heilzwecken bereitet werden. Darüber hinaus wird er zum
Räuchern genutzt.
Dazu
nimmt man von den kopfüber aufgehängten Kräutern einige, verreibt sie in der Hand, mischt sie evtl.
mit Weihrauch und gibt sie auf die Räucherkohle. Mit der Mischung geht man dann
durch das Haus und anschließend um das Grundstück herum.
In
einigen Regionen, räuchert man in den so genannten Rauhnächten, zwischen
Weihnachten und den Heiligen Dreikönigen. Also vom 25.Dezember bis zum
06.Januar mit dem Kräuterbuschen Haus und Ställe aus, um diese zu reinigen und um
gut ins neue Jahr zu kommen.
Der
Kräuterbusch wird das ganze Jahr genutzt bis die nächste Sammelzeit beginnt. In
einigen Gegenden wird er auch im Osterfeuer verbrannt, da die Heilkräfte
zunehmend schwinden und neue Kräuter vorhanden sind.
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